Wenn Schönheitsideale zur Sucht werden – Magersucht in Deutschland

Magersucht ist heute kein Einzelfall. Die nervlich bedingte Appetitlosigkeit ist eine psychische Störung und beschreibt einen stummen Schrei nach Akzeptanz, Aufmerksamkeit und Liebe. Tragischerweise wird der immer dünner werdende Körper erkannt, aber Freunde und Familie fühlen sich oft ohnmächtig und hilflos in der gegebenen Situation. So wird die Befindlichkeit des Betroffenen übergangen und er rückt mehr und mehr in die psychische Isolation, die diese psychisch bedingte Krankheit benötigt, um voranzuschreiten.

Wo der Kreislauf der Magersucht beginnt

Menschen, die an Magersucht erkranken, leiden an einer gestörten Wahrnehmung ihres Körpers. Der Blick in den Spiegel lässt sie glauben, sie seien zu dick und müssten abnehmen. Das geringe Selbstwertgefühl eines Magersüchtigen ist eine der schweren Hürden, das eigene Körpergewicht kontrollieren zu können. Die Medienwelt hat einen aktiven Teil an einer Nicht-Akzeptanz des Menschen. Es ist die äußere Erscheinung, nach der ein Mensch beurteilt wird. Diese äußere Hülle gibt die Möglichkeit, sich in eine psychische Isolation zu bewegen, in der man nicht mehr erkannt wird. Krankmachende Gedanken und Wahrnehmungen arbeiten im Inneren des Menschen, ohne dass das Umfeld die Veränderungen bemerkt. Der Kreislauf der Magersucht beginnt. Wer ernsthaft in diesen Kreislauf tritt, bemerkt die inneren wie die äußeren Veränderungen an ihm selbst, die selbstzerstörerischen Gedanken, ist aber nicht mehr in der Lage, den Zwang zur Körperkontrolle zu steuern. Gerade Angehörige sollten sich dessen bewusst sein. Den Erkrankten so zu akzeptieren, wie er ist, ist der erste hilfreiche Schritt.

Im Kreis gefangen

Die heutigen Schönheitsideale führen dazu, dass Teenager sich bereits mit Korrekturen ihres Körpers beschäftigen. Eine leicht verkrümmte Nase wird zum unerträglichen Makel. Im Laufe der Jahre entwickelt sich eine stete Konzentration auf den Körper, die dazu führt, dass der eigene Körper in seiner natürlichen Form nicht mehr akzeptiert wird. Korrekturen sollen Abhilfe schaffen. Eine operative Korrektur mittels einer Schönheitsoperation ist in den meisten Fällen aus finanzieller Hinsicht jedoch unrealistisch. Es sind die Stars und die Modewelt, die Ideale der Schönheit vorgeben, denen viele Teenager hinterher rennen und sich in den Kreis der Nicht-Akzeptanz zum eigenen ich begeben. Diese Intoleranz ist Nährboden für Magersucht, der niemals mit glücklichen Augenblicken endet.

Authentisch werden und bleiben

Deutschlands Kinder brauchen zum Heranwachsen ein solides und gesundes Umfeld, indem sie als starke Persönlichkeiten heranwachsen. Ein psychisch stabiler Mensch nimmt sich mit seinen Stärken aber gerade auch mit seinen Schwächen und Makeln an. Schönheitsideale sind Erscheinungen, die das Leben nicht bestimmen dürfen. Eine äußere Korrektur wird immer eine äußerliche Veränderung bleiben, dem Menschen aber nicht zum Glücklichsein verhelfen.

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