Der Orgasmus aus medizinischer Sicht

Die Franzosen nennen den sexuellen Höhepunkt den „kleinen Tod“ und für die meisten Menschen steht ein starkes emotionales Empfinden im Vordergrund. Mediziner und Biologen sehen das nüchterner und haben den Orgasmus als biochemischen Vorgang in der Maschine „menschlicher Körper“ untersucht. In dem komplexen Vorgang sorgt das Gehirn für die biophysikalische Umsetzung.








Zentral gesteuert und lokal wahrnehmbar

Mitten im Gehirn oberhalb der Verankerung des Schädelknochens an der Wirbelsäule sitzt das Steuerungssystem des vegetativen Nervensystems. Der Hypothalamus stellt ein gut bestücktes Hormondepot dar und reagiert bei Anregung mit der Ausschüttung. Eine Art Leitungssystem lässt Hormone aus der Gehirnregion durch das Rückenmark in die Sexualorgane und wieder zurück fließen. Dabei passieren die Hormone in Teilen des Gehirns und in Bereichen des Rückenmarks sogenannte Rezeptoren, die „Hormonbotschaften“ empfangen und in körperliche und emotionale Reaktionen umsetzen. Der Orgasmus ist das Ergebnis einer konzertierten Aktion aller beteiligten Körper-, Gehirn- und Nerventeile, die während der Maximalausschüttung von Botenstoffen eine Art Nervenfeuerwerk auslösen.

Sinneseindrücke werfen die Maschine an

Die Grundlage eines Orgasmus ist das Auslösen der Erregungsphase durch sinnliche Wahrnehmungen. Im Hypothalamus sammeln sich die Informationen, die die Nerven übertragen. Der Sehnerv übermittelt Bilder, die Nervenenden auf der Haut sammeln ertastete Eindrücke, die Nase meldet über die Nervenbahnen Gerüche und die Ohren übersetzen akustische Signale in die Sprache des Nervenkostüms. Botenstoffe und Hormone bewegen sich im Kreislauf durch das vegetative Nervensystem und nähren sich ständig selbst. Mit Zunahme der Erregung setzen auch biophysikalische oder – richtiger – physiologische Veränderungen ein. Die erhöhte Durchblutung sorgt für die Schwellung der Sexualorgane. Ist die Sättigung der Aktivität erreicht, begleiten starke Muskelkontraktionen den Orgasmus, der meist einige Sekunden anhält.

Einige Geheimnisse bleiben verborgen

Trotz der sehr fortgeschrittenen Forschung rund um den Orgasmus sind viele Teile des komplexen Vorgangs nicht genau erklärbar. Mediziner nähern sich der biologischen Struktur des Orgasmus mit der Beobachtung und Untersuchung von Teilaspekten. Biochemische Vorgänge bezüglich der Botenstoffe, Hormone und deren Empfänger sind zum Großteil nicht bekannt und die Forschung weiß bisher eher, was passiert, als wie es passiert. Bekannt ist, dass der akute Anstieg von Herzschlag, Atmung und Blutdruck beim Orgasmus bis zu kurzer Bewusstlosigkeit führen kann – und wie ein kleiner Tod wahrgenommen wird.

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