Mit Herpes auf der Nasenspitze sofort zum Arzt gehen

Freiburg – Bemerkt jemand ungewöhnliche Pickel auf der Nasenspitze, sollte er damit sofort zum Arzt gehen. Es könnte sich um das sogenannte Hutchinson-Zeichen handeln, das auf ein Rezidiv – also das Wiederauftreten einer Infektion – mit Windpockenviren hindeutet.

Das Problem: Diese Viren können das Auge angreifen und nachhaltig schädigen, erklärt Prof. Thomas Reinhard, Ärztlicher Direktor der Klinik für Augenheilkunde am Universitätsklinikum Freiburg. Genauso wie die etwas bekannteren Herpes-simplex-Viren, die den klassischen Lippenherpes verursachen, ziehen sich auch Varizella-Zoster-Viren nach einer Windpockeninfektion ins Nervensystem zurück. Dort harren sie aus, bis das Immunsystem des Betroffenen irgendwann mal so geschwächt ist, dass sie erneut angreifen können.

Haben sich die Viren in Nervenknoten – sogenannten Ganglien – in der Nähe des Rückenmarks eingenistet, verursachen sie bei einem Rezidiv eine Gürtelrose. «Sind sie dagegen in Ganglien im Gehirn untergekommen, ist ein Befall des Auges möglich», sagt Reinhard. Das erste Zeichen dafür ist meist eine Veränderung der Haut an der Nasenspitze.

Gehen Patienten mit dem Hutchinson-Zeichen zum Hautarzt, sollten sie ihn aktiv auf eine mögliche Augenbeteiligung ansprechen, rät Reinhard. Denn nur wenn die Infektion frühzeitig auch augenärztlich behandelt wird, lassen sich bleibende Schäden vermeiden. «Wir nehmen die Patienten in der Regel stationär auf und verabreichen intravenös hoch-dosierte Virustatika», erklärt der Facharzt. Diese Medikamente sollen die Viren zurückdrängen.

Und was, wenn nicht rechtzeitig behandelt wird? Reinhard zufolge bemerken Betroffene irgendwann eine Eintrübung ihres Sichtfelds. «In der Augenhornhaut können dann weiße Flecken sichtbar sein.» Das sind nicht die Viren, sondern weiße Blutkörperchen, die gegen die Infektion ankämpfen. «In diesem Stadium kann man nur noch die Abwehrreaktion unterbinden», sagt Reinhard – etwa mit cortisonhaltigen Augentropfen, und zwar dauerhaft. Ansonsten droht der Patient zu erblinden.

Fotocredits: Friso Gentsch
(dpa/tmn)

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