Viele Paare sehnen sich nach einem eigenen, leiblichen Kind. Doch immer öfter verhindert die Unfruchtbarkeit von Frau oder Mann, dass die Kinder auf natürliche Weise gezeugt werden können. Oft ist die künstliche Befruchtung eine gute Lösung, die den langen Leidensweg beendet.
Doch die künstliche Befruchtung kann nicht nur zur Erfüllung des Kinderwunschs beitragen, sondern eröffnet den zukünftigen Eltern sehr weitreichende Möglichkeiten. Heute ist es möglich, Gentest bei Embryonen durchzuführen. Was darf man wissen? Welche Konsequenzen darf man aus dem Wissen ziehen? Das sind schwerwiegende moralische Fragen, die die Medizin alleine nicht beantworten kann.
Dagan Wells, Wissenschaftler vom Institute of Reproductive Sciences im englischen Oxford, gab auf dem letzten Jahrestreffen der Reproduktionsmediziner eine Sensation bekannt: Die Geburt von Connor Levy. Es ist das erste Baby, dessen Erbgut vollständig durchleuchtet wurde, bevor der Embryo in den Bauch der Mutter eingebracht wurde. Das gesamte Erbgut von Connor Levy wurde aufgeschlüsselt. In erster Linie interessierten sich die Forscher dafür, mit diesen Tests festzustellen, ob der Embryo überhaupt entwicklungsfähig ist – um die Erfolgschance der künstlichen Befruchtung zu erhöhen.
Mit der Entschlüsselung des Erbguts eines Embryos kann allerdings nicht nur der Erfolg einer künstlichen Befruchtung verbessert werden. Auch die Wahrscheinlichkeit von Behinderungen und Erkrankungen lässt sich durch den Gentest vorher bestimmen.
So weit, so gut. Doch Embryonen, die die Erwartungen nicht erfüllen, werden vernichtet. In den Augen vieler Menschen ist das Mord, denn schließlich beginnt das menschliche Leben bereits im Stadium des Embryos. Es ist sogar denkbar, dass die Kombination aus künstlicher Befruchtung und Gentests sich so weit entwickelt, dass Kinder ganz nach den Wünschen der Eltern gezeugt werden. Embryonen werden zu Qualitätsprodukten aus dem Reagenzglas.
Connor Levy wird nicht der einzige Mensch blieben, dessen Erbgut schon untersucht und durchleuchtet wurde, bevor der Embryo in den Mutterleib kam. Der medizinische Fortschritt wird weitergehen. Ob es aber ein Fortschritt für die Entwicklung der Menschheit ist, wenn vor der Geburt nach vermeintlich gesunden oder kranken Embryonen unterschieden wird, bleibt eine Gewissensfrage. Die Eltern, die zukünftig eine künstliche Befruchtung wählen, müssen sich deshalb auch mit der Frage auseinandersetzen, was sie über ihr zukünftiges Kind, dessen Leben gerade erst begonnen hat, wissen wollen.
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