Entlastet vorläufiger Rückgang von Fluglärm die Gesundheit?

Dessau – Kaum noch Kondensstreifen am Himmel und vor allem: kaum noch Lärm. Der Einbruch des Flugverkehrs in der Corona-Krise sorgt in vielen Regionen für ungewohnte Stille.

Vor allem Anwohner in Flughafennähe oder in Einflugschneisen genießen sie. Doch zu langfristigen Effekten für die Gesundheit wird die kurzfristige Ruhe eher nicht führen. «Ein Großteil der Wirkungen von Lärm auf den Menschen entsteht durch eine Lärmbelastung über einen langen Zeitraum, über Monate oder Jahre», sagte Thomas Myck, Lärmexperte beim Umweltbundesamt.

Erkrankungsrisiko durch Verkehrslärm

Es sei daher nicht davon auszugehen, dass die kurzfristige Abnahme der Lärmbelastung das bestehende Erkrankungsrisiko durch Verkehrslärm verringere und zum Beispiel zu weniger lärmbedingten Herz-Kreislauf-Erkrankungen führe, sagte Myck anlässlich des Tags gegen Lärm am 29. April.

Durch die aktuelle Corona-Pandemie sei das Verkehrsaufkommen in Deutschland stark zurückgegangen. Das betreffe insbesondere den gewerblichen Luftverkehr, der praktisch zum Erliegen gekommen sei. «In der Folge hat die Fluglärmbelastung deutlich abgenommen», so Myck.

Dies zeige ein Vergleich der Dauerschallpegel für März 2020 mit dem Vorjahr. Beispielsweise habe an der Fluglärmmessstelle Klein-Gerau des Frankfurter Flughafens in diesem Zeitraum die Belastung von 63,2 Dezibel auf 53,8 Dezibel am Tag abgenommen. Vorläufige Messungen für April ergaben demnach einen noch geringeren Wert von 46,7 Dezibel.

Kaum Verbesserung der Lärmsituation

«Durch den Rückgang des Fluglärms in der Flughafenumgebung treten andere Lärmquellen wie der Straßen- oder Schienenverkehr, die bisher vom Fluglärm überdeckt wurden, stärker in den Vordergrund», so Myck. Es sei daher davon auszugehen, dass sich die tatsächliche Lärmsituation für manche Flughafenanrainer nur wenig verbessert habe.

Der Tag gegen Lärm, ein internationaler Aktionstag, soll auf die Ursachen von Lärm und seine Wirkung auf die Gesundheit aufmerksam machen. Die Deutsche Gesellschaft für Akustik bündelt die bundesweiten Aktionen und plant eigene Veranstaltungen. In diesem Jahr werden sie allerdings laut dem Verein wegen der Corona-Pandemie bis auf Weiteres verschoben.

Fotocredits: Jens Kalaene
(dpa)

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