Augenherpes wegen Mundschutz? Zusammenhang nicht belegt

Berlin – Kritiker der Corona-Beschränkungen machen gegen Masken mobil, die in Geschäften und der Bahn getragen werden müssen. Zum Teil wird es dabei mit der Wahrheit nicht allzu ernst genommen:

-Behauptung: Durch das Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes nehmen Fälle von Augenherpes zu.

-Bewertung: Unbelegt. Augenärzten sind keine Fälle bekannt.

-Fakten: «Das entbehrt jeder Grundlage», sagt Medizinprofessor Thomas Reinhard, ärztlicher Direktor der Klinik für Augenheilkunde am Universitätsklinikum Freiburg.

Über die eigene Atemluft unter dem Mundschutz könnte sich nach Angaben des Essener Mediziners Ludger Wollring, Pressesprecher des Berufsverbands der Augenärzte Deutschlands, theoretisch nur jemand anstecken, der gerade aktive Herpesbläschen an den Lippen hat. Diese Möglichkeit hält er aber für sehr unwahrscheinlich. Seinem Verband seien weder solche Fälle noch Studien zu der Problematik bekannt.

Augenherpes wird durch das Herpes-simplex-Virus Typ 1 ausgelöst, das zwischen 80 und 90 Prozent der Erwachsenen in Deutschland in sich tragen. Ein typischer Weg der Übertragung ist zum Beispiel der Gutenachtkuss der Eltern an ihr Kind. Häufiger infizieren sie dabei die Lippen, seltener die Augen. Oft löst die erste Ansteckung keine Symptome aus.

Im Ruhezustand bleibt das
Herpesvirus an den Nervenenden im Gehirn. Es kann mit sichtbaren Bläschen an den Augen ausbrechen, wenn das Immunsystem durch eine andere Krankheit oder Stress geschwächt ist.

Fotocredits: Andrea Warnecke
(dpa)

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