Viele Optiker scheitern an der Feinjustierung

Berlin – Beim Kauf einer Brille kommt es auf die Feinheiten an. Die Sehhilfe muss optimal sitzen, damit der Träger nicht schlecht sieht oder sich durch unbewusste Ausgleichs-Verrenkungen Nackenschmerzen einhandelt.

Gerade an dieser Feinjustierung scheitern aber viele Optiker,
kritisiert die Stiftung Warentest. Probleme gibt es dabei nicht nur online, sondern auch in der Filiale.

Zehn überregionale Ketten und Online-Optiker haben die Warentester unter die Lupe genommen. Das Ergebnis: «Gut» ist keiner, selbst die Testsieger Fielmann, Apollo und Matt schaffen nur ein «Befriedigend» («test»-Ausgabe 4/2019).

Die Online-Optiker schneiden durch die Bank etwas schlechter ab als die Vor-Ort-Konkurrenz. Ein Grund dafür ist die mangelnde Beratung. Zudem müssen Kunden viele wichtige Werte für die Anpassung der Brille selbst ermitteln, etwa die Distanz zwischen Nasenwurzel und Augenmitte. Optiker brauchen solche Werte, um eine Brille zu zentrieren, die Gläser also optimal an den Träger anzupassen. In der Filiale ermittelt der Kundenberater solche Werte – im Test klappte das aber auch nicht immer gut.

Immerhin: Die meisten testweise bestellten Brillen waren nach Angaben der Prüfer gut gefertigt. Elf Tage dauerten Herstellung und Lieferung im Schnitt. Die Preisunterschiede sind teils massiv: Einstärkenbrillen kosten zum Beispiel 70 Euro beim günstigsten Online-Optiker – und 570 Euro beim teuersten Vor-Ort-Konkurrenten.

Ein Preistreiber sind die Extras, die viele Optiker bei ihren Brillengläsern bieten, aber nur teilweise sinnvoll sind. Kunststoff-Gläser sind nach Angaben der Tester heute zum Beispiel fast Standard, eine Entspiegelung lohnt sich fast immer. Der Lotus-Effekt, der Brillen schmutz- und wasserabweisender machen soll, sei dagegen kein Muss. Und Extras wie polarisierende Gläser sind höchstens für Autofahrer und Outdoor-Sportler sinnvoll.

Fotocredits: Rolf Vennenbernd
(dpa/tmn)

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