Verdacht auf Nahrungsmittelunverträglichkeit untersuchen

Bremen – Wer gesund ist und keine Beschwerden hat, muss auch nicht auf teurere laktose- oder glutenfreie Produkte zurückgreifen. Bei wiederkehrenden Magen-Darm-Beschwerden sollte man zunächst einmal einen Arzt kontaktieren – dahinter kann eine Nahrungsmittelunverträglichkeit stecken.

Erster Ansprechpartner ist der Hausarzt. «Er kennt die Lebens- und Krankheitsgeschichte eines Patienten über einen längeren Zeitraum», sagt Hans-Michael Mühlenfeld, Allgemeinmediziner und Vorsitzender des Hausärzteverbands Bremen. So könne er alternative Ursachen für die Beschwerden ausschließen oder berücksichtigen.

Wer kann testen?

Internisten oder Gastroenterologen führen die Tests durch. Wer einen Termin vereinbart, sollte sich schon vorab nach den Möglichkeiten in der Praxis erkundigen, rät Sonja Lämmel vom Deutschen Allergie- und Asthmabund (DAAB). «Von Selbsttest aus dem Internet rate ich generell ab», warnt Mühlenfeld. «Ebenso sinnlos ist es, testweise einen Liter Milch auf leeren Magen zu trinken. Auch eine Person ohne Laktoseintoleranz bekommt davon Durchfall», meint Ökotrophologin Lämmel. Ein Überblick über die Tests:

LAKTOSE UND FRUKTOSE: «Auf Laktose- und Fruktoseunverträglichkeit wird standardmäßig mit dem H2-Atemtest geprüft», erklärt Lämmel. Bei diesem auch Wasserstoff-Atemtest genannten Verfahren müssen Patienten eine Lösung mit Laktose beziehungsweise Fruktose trinken. Anschließend pusten sie in bestimmten Zeitabständen in ein Messgerät, das den Wasserstoffgehalt im Atem misst. Wird die Laktose oder Fruktose nicht richtig verstoffwechselt, produzieren Bakterien im Darm unter anderem Wasserstoff – und der Anteil im Atem steigt an.

ZÖLIAKIE: Zur Diagnose bestimmen Ärzte spezifische Antikörper im Blut und entnehmen Gewebeproben aus dem Dünndarm. Patienten sollten vor einem Test nicht selbstständig auf glutenhaltige Produkte verzichten, sagt Prof. Martin Raithel, Experte der Deutschen Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS) und Chefarzt der Medizinischen Klinik II am Waldkrankenhaus St. Marien in Erlangen. Das könne das Ergebnis verfälschen.

HISTAMIN: Bisher existiert kein standardisierter Labortest auf Histaminunverträglichkeit. Ein Bluttest sei allein nicht zuverlässig, sagt Raithel. Er hält die Histaminunverträglichkeit zudem für überbewertet: «Oft steckt hinter der Histaminabbaustörung eine andere Erkrankung. Die Intoleranz ist lediglich ein Symptom.» Mit einer histaminhaltigen Trinklösung und anschließender Beobachtung sowie Blut- oder Urintests wird sie diagnostiziert.

Nahrungsmittelunverträglichkeit – was nun?

Nach positivem Testergebnis ist eine Beratung durch Fachärzte oder zertifizierte Ernährungstherapeuten essenziell. Was in welchen Mengen erlaubt ist, sollte unbedingt mit einem Experten geklärt werden, um eine ausgewogene Nährstoffversorgung zu sichern.

Und bei negativem Testergebnis?

Man sollte sich darüber im Klaren sein, dass Tests auch falsche Ergebnisse liefern können. «Daher appelliere ich an meine Patienten, ein Gefühl für sich selbst zu entwickeln und zu beobachten, was sie nicht vertragen», sagt Mühlenfeld. Wer trotzdem keine Besserung erreicht, kann einen Besuch beim Ernährungstherapeuten in Erwägung ziehen. Wichtig sei, dass man einen zertifizierten Ernährungstherapeuten und keine Ernährungsberatung aufsucht, sagt Lämmel. Eine gute Vorbereitung ist ein Ernährungssymptomtagebuch. Dazu werden täglich alle verzehrten Lebensmittel und gegebenenfalls Beschwerden notiert.

Fotocredits: dpa-tmn,Klaus-Dietmar Gabbert,Andrea Warnecke,Florian Schuh,Franziska Gabbert,Monique Wüstenhagen
(dpa/tmn)

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