Sportsucht – wenn die Bewegung zur Gefahr wird

Sport kann süchtig machen, Schätzungen zufolge sind ein bis drei Prozent aller Sportler in Deutschland betroffen. In der Wissenschaft sind die Ursachen der Sportsucht noch wenig erforscht. Die Betroffenen haben mit ähnlichen Problemen und Symptomen wie Alkoholkranke zu kämpfen.

Anzeichen der Sportsucht

Sportsüchtig werden häufig jüngere Menschen, die zum Perfektionismus neigen und extrem hohe Leistungsbereitschaft zeigen. Ähnlich wir bei der Alkohol- und Drogensucht verspüren auch Sportsüchtige den Drang nach immer mehr. Der Sport wird schnell zum Hauptlebensinhalt. Betroffene vernachlässigen ihre sozialen Kontakte und riskieren sogar den Job, indem sie bei der Arbeit fehlen, weil sie trainieren müssen. Auf diese Weise isolieren sie sich mehr und mehr von ihrer Umwelt, wollen dies aber selbst nicht wahrhaben. Sportsüchtige trainieren immer härter und intensiver, dabei ignorieren sie Verletzungen, Schmerzen und Erschöpfungszustände. Wenn sie ihre – meist zu hoch gesteckten – Ziele nicht erreichen, reagieren sie mit Entzugserscheinungen. Diese können sich in Aggressivität, Nervosität und Gereiztheit äußern, in manchen Fällen reichen sie bis hin zu Schlafstörungen und depressiven Verstimmungen. Die Sportsucht hat neben den psychischen Symptomen auch körperliche Konsequenzen, die sich in Verschleiß und Schädigungen von Knochen, Gelenken, Bändern und Sehnen äußern. Auch das Immunsystem wird durch körperliche Überbelastung geschwächt.

Mögliche Ursachen der Sportsucht

Bisher wurde noch wenig zum Thema Sportsucht geforscht, ihre Ursachen konnten noch nicht wissenschaftlich geklärt werden. Schwierig ist bereits die eindeutige Diagnose, ob ein Sportler bereits süchtig ist oder ob er sein Trainingspensum noch unter Kontrolle hat. Bei Frauen geht die Sportsucht oft mit Essstörungen einher, Grund ist meist der Wunsch nach einem schlanken Körper, der krankhafte Ausmaße annimmt. Einen möglichen Lösungsansatz stellt die Beta-Endorphin-Hypothese dar, die davon ausgeht, dass die bei intensiver Bewegung ausgeschütteten körpereigenen Endorphine euphorisierend und schmerzregulierend wirken. Diese Wirkung ist jedoch nicht wissenschaftlich bewiesen. Ein anderer Ansatz ist die Hyperfrontalitäts-Hypothese. Sie besagt, dass bei Sport die Tätigkeit eines bestimmten, für das Planen und Nachdenken zuständigen Teils der Großhirnrinde gehemmt wird. Dies führt zu einem von Sportsüchtigen so angenehm empfundenen Zustand, dass sie ihn immer wieder erreichen wollen.

Sportsucht bekämpfen

Sportsüchtige leiden unter schwerwiegenden psychischen und körperlichen Symptomen. Den Weg aus der Sucht schaffen sie nicht allein, Experten empfehlen eine Verhaltenstherapie. Diese zielt darauf ab, dass die Betroffenen zu einem gesunden Gleichgewicht zwischen Sport, Ruhezeiten, Beruf und sozialen Kontakten zurück finden.

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