Diabetiker müssen Nadeln nach jeder Injektion wechseln

Berlin – Diabetiker sollten ihre Pen-Nadeln nach jeder Insulin-Injektion wechseln. Das wissen die meisten von ihnen auch – und trotzdem hält sich in Deutschland nur etwa jeder Fünfte daran.

Die Mehrfach-Verwendung ist jedoch gefährlich, warnt Kathrin Boehm vom Verband der Diabetes-Beratungs- und Schulungsberufe in Deutschland (VDBD). Gemeinsam mit anderen Verbänden und Unternehmen hat der VDBD die Kampagne Nadelwechsel.de ins Leben gerufen.

Interessant dabei: In anderen europäischen Ländern wie Frankreich und Italien klappt die konsequente Einmal-Verwendung von Nadeln deutlich besser. Warum ist das so? «Dafür gibt es mehrere mögliche Gründe», sagt Boehm. «Bis Anfang, Mitte der 90er Jahre haben es Diabetiker in Deutschland noch anders gelernt – also so, dass man Nadeln drei- bis viermal benutzt, bis sie stumpf werden also.»

Dazu kommt oft Bequemlichkeit, gemischt mit ein wenig Scham. «Gerade wer unterwegs ist, versucht vielleicht, eher unauffällig zu spritzen und nimmt dann eher die alte Nadel noch mal», sagt Boehm. In solchen Situationen kommt dann noch der Faktor Umwelt hinzu: «Denn man kann die Nadeln ja nicht einfach so entsorgen, sondern man muss sie sammeln und in den Sondermüll geben – und das ist natürlich auch lästig.»

Hinter der gefährlichen Mehrfach-Verwendung kann außerdem falsche Sparsamkeit stecken – Diabetiker verwenden Nadeln öfter, um keine überflüssigen Kosten zu verursachen. «Dabei ist das Gegenteil der Fall», sagt Boehm. «Denn wer häufiger mit einer Nadel spritzt, braucht langfristig mehr Insulin – und das ist für die Kassen teurer als neue Nadeln.»

Woher der höhere Verbrauch? «Das Problem ist, dass eine stumpfe Nadel mehr verletzt», erklärt Diabetesberaterin Boehm. Das tut erstens weh, sorgt zweitens für ein höheres Infektionsrisiko und lässt drittens das Gewebe an den Spritzstellen verhärten. Und dadurch steigt nicht nur der Bedarf an Insulin, seine Wirkung wird auch unberechenbarer. «Das Ergebnis sind dann potenziell gefährliche Blutzuckerschwankungen.»

Fotocredits: Franziska Gabbert
(dpa/tmn)

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